Schwetzinger Zeitung, 2013 und 2015
MITTEN IM LEBEN (TEIL 9) PETER PREISSLER IST STÄNDIG AUF DEN BEINEN, UM ANDEREN MENSCHEN ZU HELFEN / SEIT ÜBER ZEHN JAHREN UNTERRICHTET ER EHRENAMTLICH IM COMPUTERTREFF
"Moderne Technik ist kein Hexenwerk"
von Carina Troll
Er lehrt nicht nur seit über zehn Jahren im Computertreff der Gemeinde, auch am heimischen Computer ist Peter Preißler aktiv, etwa beim Filmschnitt.
Nein, eigentlich wolle er nicht im Mittelpunkt stehen, nicht Teil dieser Serie werden, offenbart Peter Preißler gleich zu Beginn unseres Treffens.
Diese Bescheidenheit ehrt ihn, doch hat der 78-Jährige es wahrlich verdient, dass auf sein Engagement hingewiesen wird. Seine Wohltaten sind auch auf dem Rathaus bekannt, so dass von dort der Vorschlag kam, doch einmal über den gebürtigen Mannheimer zu berichten.
Und der hat viel zu erzählen, denn seine Tage sind prall gefüllt mit Aktionen.
Da ist zum einen der Computertreff "Mensch und Maus", eine Kooperation zwischen der Gemeinde und der Volkshochschule, während dem jeder Bürger sich in Sachen Computer und Programme fit machen kann. Als Lehrer mit an Bord ist Preißler - schon seit über zehn Jahren.
Immer auf dem neuen Stand
"Ich habe eine besondere Methode, ganz simpel", sagt er und holt sein Skript herbei, das die einzelnen Arbeitsschritte, etwa in Word, ausführlich beschreibt, verständlich für jeden, "meine älteste Schülerin war 82 Jahre".
Den Menschen den Umgang mit Computer zu lehren, ein Verständnis herzustellen, ist das Ziel des Rentners. 1982 nahm er an seinem Arbeitsplatz den ersten Commodore in Betrieb und hat sich seither immer auf den neuen Stand gebracht, die nächsten Geräte gekauft und studiert.
"Wenn ich im Ruhestand bin, bringe ich das den Menschen bei", erklärt Preißler seine Idee, die er bereits hatte, als er noch Raffinieren baute. Und genau das tut er, im Computertreff und privat für fast jeden, der ihn fragt. "Das ist mir nicht zu viel, ich freue mich, wenn ich helfen kann."
Die Gemeindeverwaltung weiß das zu würdigen und hat den engagierten Ruheständler beim Neujahrs-empfang mit der Bürgerplakette in Bronze ausgezeichnet.
Ebenso beweglich wie seine Finger über die Computertastatur huschen, sind auch die Beine. Dreimal in der Woche geht Preißler laufen. Zehn Kilometer legt der 78-Jährige mit seinen Laufkollegen dreimal die Woche zurück.
"Ich hätte den Stress sonst nicht bewältigen können", meint Preißler mit Blick zurück auf sein Berufsleben. Seit 40 Jahren läuft er über Felder und Wiesen bei jedem Wetter, Ausreden gibt es nicht.
Dasselbe gilt auch für die Singstunde am Freitagabend, wo er sich mit seinen Freunden vom Sängerbund Liederkranz trifft, für die er gerade noch nebenbei die nächste Reise organisiert.
Nebenbei, wenn er mit seiner Frau nicht gerade in einem Gesundheits-Fitnessstudio seinen Körper in Schwung und den Rücken geschmeidig hält, schwingt er Hammer und Bohrmaschine.
"Was soll denn eine Witwe machen, wenn eine Lampe kaputt ist?", fragt Preißler, ganz Gentleman, und hilft gern Freunden und Bekannten, verlegt auch schon einmal die Elektrik im Bad - alles unentgeltlich, versteht sich.
"Heute würde man sagen, er ist ein Workaholic", beschreibt Ehefrau Rösl (77) den Umtrieb ihres Mannes. Wird ihm das nicht zu viel, ständig auf den Beinen zu sein?
Ein klares "Nein" ertönt. "Wenn meine Schüler begeistert sind, weil sie den Computer besser verstehen, ist das für mich wie Urlaub", sagt Preißler, guckt zufrieden drein.
Der Oftersheimer scheint einen erfüllten Ruhestand zu leben. "Es ist schön, gebraucht zu werden", bringt er es auf den Punkt.
© Schwetzinger Zeitung, Donnerstag, 19.09.2013
PORTRÄT LEITER DES COMPUTERTREFFS "MENSCH UND MAUS" FEIERT HEUTE SEINEN 80. GEBURTSTAG
"Am PC macht Peter Preißler keiner was vor"
von Svenja Fischer
Der Computer ist eines der wichtigsten Hilfsmittel im Leben von Peter Preißler. Am heimischen PC probiert er die Software und Betriebssysteme aus, deren Umgang er Oftersheimern im Computertreff "Mensch und Maus" beibringt.
Das Smartphone in der Hosentasche, der Bluetooth-Lautsprecher auf dem Wohnzimmertisch, das Tablet griffbereit. Der PC von Peter Preißler hat einen Ehrenplatz im Computer-Zimmer.
Wer bei dieser Beschreibung an einen technikaffinen Teenager denkt, irrt jedoch. Heute feiert der Oftersheimer seinen 80. Geburtstag und bringt noch immer regelmäßig "Mensch und Maus" im gleich-namigen Computertreff unter der Bücherei zusammen.
Word, Excel und das Windows-Betriebssystem. Briefe formatieren, Haushaltspläne erstellen, Bilder in Texte einfügen - all das lehrt Preißler seinen Schülern seit zwölf Jahren ehrenamtlich.
In der Regel besuchen sechs Kursteilnehmer die Stunden. "Damit ich auf jeden individuell eingehen kann", erklärt er. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt seine Schüler sind: "Meine jüngste Teilnehmerin ist 30, die älteste 84 Jahre!"
Hauptsächlich besuchen Frauen den Unterricht. "Viele von ihnen suchen Arbeit und das ist ohne PC-Kenntnisse heute ausgeschlossen", sagt Preißler.
Er habe festgestellt, dass ältere Leute generell mehr Angst vor technischen Neuerungen hätten. "Hauptsächlich die Männer", sagt er.
Vor Neuem hat er selbst keine Angst. Im Gegenteil: "Der Kursraum bekommt bald neue PCs!", erzählt er aufgeregt. Am Handbuch für Windows 10 arbeitet er schon eifrig.
Diese Leidenschaft an seine Schüler weiterzugeben sei das Schönste für ihn, sagt er und zeigt stolz ein buntes Kissen, das ihm eine ehemalige Teilnehmerin genäht hat.
"Das Wichtigste ist mir einfach, dass die Leute zufrieden sind und etwas lernen."
ZUR PERSON:
Peter Preißler ist bei vielen Vereinen ein engagiertes Mitglied.
Von 1979 bis 1991 war er Vorsitzender des Skiclubs.
Zudem ist er aktiver Sänger beim Sängerbund-Liederkranz und dort Stimmenbetreuer,
Mitglied im Alpenverein und begeisterter Hochgebirgswanderer und Skifahrer.
Schon 26 Mal legte er das Goldene Sportabzeichen ab.
Der 80-Jährige lehrt seit über zehn Jahren im Computertreff "Mensch und Maus".
Große Begeisterung für Technik
Auch für sein "großes Fest" am morgigen Samstag hat er 48 Tischkarten selbst designt und gedruckt.
"Von jeder Lebensstation habe ich Menschen eingeladen", freut sich Preißler.
Aus dem Skiclub, dem Gesangsverein oder die Cousins, mit denen er als Kind, während des Krieges, die Süßigkeitenrationen teilte. Nicht zuletzt Tochter und Enkelin.
"Von Carolin kann auch ich noch viel lernen", findet Preißler. "Wie schnell sie auf dem Handy schreiben kann, beeindruckt mich immer wieder."
Die Begeisterung für die Technik lässt sich aber auch in anderen Bereichen seines Lebens wiederfinden: Preißler nimmt Filme und Fotos auf und bearbeitet sie, digitalisiert Dias und Schallplatten, brennt Gesangsübungs-CDs für den Sängerbund-Liederkranz.
"Auch die Musik spielt eine große Rolle für mich", sagt Preißler, der selbst Mitglied und im Vorstand beim Liederkranz und dem Chorverband Schwetzingen ist.
Zum Singen brachte ihn sein Schwiegervater - indirekt.
Mit 15 Jahren hatte er Ehefrau Rösl Preißler in der katholischen Jugend kennengelernt. "Ihr Vater war Vorstand im Gesangverein", erinnert er sich und sagt lachend: "Um sie zu bekommen, musste ich also auch beitreten."
Nach 63 Jahren, fünf Monaten und einem Tag Beziehung - eine App auf Preißlers Smartphone macht diese genaue Bestimmung möglich - sagt er: "Das Allerschönste ist es, mit jemandem zusammen durchs Leben zu gehen."
Wahlweise auch zu walken oder zu joggen.
Dreimal die Woche läuft Preißler zehn Kilometer, seine Frau lässt es beim Walken ruhiger angehen.
Den Wald direkt vor der Tür, sei der Freizeitwert des Ortes ideal. "Es gibt nur ein Deutschland für mich", scherzt Preißler. "Oftersheim!"
Groß geworden ist er in Neckarau. Nach mehreren Umzügen innerhalb der Region fassten er und Frau Rösl 1971 Fuß in Oftersheim.
"Hier sind wir einfach daheim", sind sie sich einig.
"Von schweren Schicksalsschlägen sind wir verschont geblieben", sagt Preißler.
Über die Jahre habe er viel gelernt und das Wichtigste sei wohl eine positive Lebenseinstellung.
"Sonst kommt nichts dabei raus", sagt er. Letztendlich, so betont er, würde er nichts anders machen.
Auch für die Zukunft plant das Ehepaar noch lange nicht zur Ruhe zu kommen: "Längere Flugreisen schaffen wir zwar nicht mehr, aber ein Inselhopping durch die Balearen steht ganz oben auf der Liste."
Auch das Faschingstanzen bei der Germania hält die beiden auf Trab.
Sogleich zieht Preißler sein Smartphone hervor, um die Fotos der letzten Party zu zeigen: Auch als Piratenpaar machen beide eine gute Figur.
Preißler sagt lachend: "Man sieht, ich beschäftige mich in meinem Leben doch nicht nur mit dem Computer!"
© Schwetzinger Zeitung, Freitag, 06.03.2015