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Schwetzingen 2009 / 2010

DIRIGENT FRITZ KAPPENSTEIN BLICKT AUF 25 JAHRE DIRIGAT IN OFTERSHEIM ZURÜCK UND LÄSST DIESE ÄRA REVUE PASSIEREN

"Liebe auf den ersten Blick währt 25 Jahre"
von Anette Zietsch

Seit 25 Jahren gibt Fritz Kappenstein beim Sängerbund Liederkranz den Ton an, damit ist er der dienstälteste Dirigent des Vereins. Aus Anlass dieser "Silberhochzeit" feierte der Chor mit seinem Leiter ein umjubeltes Jubiläumskonzert in der beinahe voll besetzten Kurpfalzhalle.

Mitgliederzahl verdoppelt
"Keinem Dirigenten", lobte der Vorsitzende und Sangesfreund Walter Pfister, "ist es vorher gelungen, in seiner Amtszeit die Zahl der Sänger zu verdoppeln: Sie stieg im vergangenen Vierteljahrhundert von rund 30 auf fast 70. Durch seine ausgezeichnete Arbeit ist der Chor aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken."

Soweit also die Fakten. Doch hinter den unbestrittenen Erfolgen des Sängerbundes Liederkranz steckt noch viel mehr. "Musik ist sein Leben, er lebt mit und in der Musik. Er versucht, uns die Feinheiten des Chorgesangs zu vermitteln. Tiefes Leid durchzieht sein Gesicht, wenn er feststellen muss, dass wir alles vergessen haben. Manchmal wird er auch wütend", gab Pfister, der auch gleichzeitig als Moderator durch den Abend führte, bei seiner Laudatio Einblicke in den Probenalltag und die professionelle Einstellung Kappensteins.

Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen nach der ersten mitreißenden Singstunde im Februar 1984, erinnerte sich der heutige Vorsitzende. "Als Grundlage brachte er eine solide Ausbildung mit und als Empfehlung zahllose Auftritte als Musiker mit seinen Brüdern als 'Trio Kappenstein'. 
Nach seiner Chorleiter-Ausbildung trafen sich die Wege der Oftersheimer Sänger und des schwäbischen Dirigenten." Eine Beziehung, die zu Beginn offenbar hohe sprachliche Hürden zu überwinden hatte. Doch mittlerweile habe man sich auch auf dieser Ebene stark angenähert, was die niveauvollen Konzerte im Laufe der Zeit bewiesen hätten. Hinter dem Erfolg stecke jedoch harte Probenarbeit, "bei der wir dein ausgereiftes Können, das Gespür für das passende Liedgut und deine fast endlose Geduld schätzen", meinte Pfister schmunzelnd - auch wenn der Dirigent manchmal drohe, das Klavier umzuwerfen.

"Schonungslos deckst du unsere Schwächen auf, um uns hinterher mit urwüchsigem Humor und Mutterwitz wiederaufzurichten." Entscheidend sei jedoch, dass er die musikalische Saite bei den Sängern zum Schwingen bringt - die Basis für die fruchtbare Zusammenarbeit.

"Lieder verbinden - Freunde singen" habe das Motto eines der ersten gemeinsamen Konzerte gelautet. "In diesem Sinn hast du in all den Jahren mit uns zusammen gearbeitet", bedankte sich Walter Pfister mit einem Präsent bei dem Dirigenten. Als Vorsitzender des Sängerkreises Kurpfalz Schwetzingen würdigte Gerhard Kuhn die Verdienste Fritz Kappensteins und zeichnete ihn mit der Goldenen Ehrennadel des Verbandes aus.

Er gebe mit seiner Arbeit den Chören "den Stellenwert, den wir ganz dringend brauchen". Denn neben dem Sängerbund Liederkranz ist der Jubilar auch noch Leiter des Liederkranzes Schwetzingen und des Gesangsensembles der dortigen Musikschule.

Umfassendes Repertoire
Selbstverständlich gaben die Oftersheimer Sänger im Laufe des Abend mit sechs unterschiedlichen Liedblöcken einen Einblick in ihr breitgestreutes Repertoire, das von traditioneller Chormusik ("Festgesang", "In einem kühlen Grunde", "Abendfrieden") über musikalische Ausflüge in die Weiten Russlands ("Kosakenritt") bis hin zu stimmungsvollen Poprhythmen ("Die Rose", "Can't help falling in love") reicht.

Und weil man sich zu einem Jubiläum natürlich auch immer Gäste einlädt, ergänzte das Gitarren-Duo Jürgen Mauter und Gerald Weiser-Haensch, die beiden sind Fachbereichsleiter der Musikschulen in Schwetzingen und Leimen, das Programm, das die zahlreichen Zuhörer in der Kurpfalzhalle restlos begeisterte - ebenso wie die Solisten Birgit Amail-Funk - Sopran, außerdem Klavierbegleitung - und Manfred Nickler (Bass).

Dr. Karl Claßen, zweiter Vorsitzender des Sängerbundes Liederkranz und ebenfalls aktiver Sänger, freute sich bei seinen Abschlussworten darüber, dass er schon lange nicht mehr so wohlwollendes Lächeln "bei dem Fritz" gesehen habe.

"Aber er hört Töne, die wir nicht mehr hören und wo gar keine sein sollen. Wir werden erst bei der nächsten Chorprobe erfahren, wie gut wir wirklich waren", so Dr. Claßen.
© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 09.03.2010


"Über Unpünktlichkeit rege ich mich auf"
von Volker Widdrat 

Dirigent Fritz Kappenstein ist seit 25 Jahren Chorleiter beim Sängerbund Liederkranz Oftersheim. 
Zu diesem Jubiläum wollte der Gesangverein am heutigen Samstag eigentlich ein Konzert veranstalten - was aber durch eine mittlerweile erfolgte Erkrankung des Dirgenten ausfallen muss. Es soll im Frühjahr des kommenden Jahres nachgeholt werden. Unsere Zeitung sprach mit Fritz Kappenstein über ein Vierteljahrhundert Chorleiter-Tätigkeit.

Herr Kappenstein, Sie sind Chorleiter beim Sängerbund Liederkranz, dirigieren außerdem den Liederkranz Schwetzingen, seit ebenfalls 25 Jahren den Gesangverein Liederkranz Serres und seit 22 Jahren auch noch den MGV Freundschaft Wimsheim, darüber hinaus sind Sie Dozent und stellvertretender Leiter an der Musikschule Schwetzingen - das ist doch jede Menge Stress oder macht es Ihnen etwa immer noch Spaß?

Fritz Kappenstein: Beides, es ist Stress und es macht mir immer noch Spaß, sonst hätte ich schon längst mit dem einen oder anderen Chor aufgehört. Ich kann aber auch nicht sagen, "singt doch einfach, wie ihr wollt", ich bin eigentlich nie zufrieden und will immer noch mehr rausholen aus den Chören. Die Chöre in Wimsheim und in Serres habe ich damals deshalb übernommen, weil ich gebürtiger Friolzheimer und dort in dieser Gegend auch aufgewachsen bin.

Was gefällt Ihnen an der Chorleitung besonders?

Kappenstein: Ganz einfach die Arbeit mit den Sängern, ich habe noch nie einen gemischten Chor geleitet. Vierstimmig aus jedem Chor das rauszuholen, was möglich ist, das ist eine Herausforderung. Unsere Familie war immer schon musikalisch, ich bin mit Musik und Gesang aufgewachsen. Mit meinen Brüdern Bernd und Harald spielte ich in einer Band zusammen, unser Bruder Jürgen war Drummer in einer anderen Gruppe.

Wie sah Ihre Ausbildung an der Musikschule Mannheim aus?

Kappenstein: Damals habe ich ein Angebot des Deutschen Sängerbundes angenommen und ein dreisemestriges Studium mit staatlich anerkanntem Abschluss absolviert, da waren neben Musiktheorie und Formenlehre auch Musikgeschichte und die Ausbildung für Gesang und Klavier mit dabei.

Hat es Ihnen eher die Literatur geistlicher oder eher weltlicher Chormusik angetan?

Kappenstein: Das hält sich in etwa die Waage, obwohl sich bei mir eigentlich mehr der Trend hin zu der geistlichen Chormusik verstärkt hat, die Interpretation geistlicher Chorliteratur macht mir immer viel Freude.

Wie hat sich der Sängerbund Liederkranz Oftersheim in den vergangenen 25 Jahren entwickelt?

Kappenstein: Der Chor, den ich 1984 übernommen habe, hat sich stetig nach oben entwickelt. Von rund 25 Männern zu Anfang waren wir irgendwann bei über 80 Sängern, heute hat es bei rund 70 Aktiven eingependelt. Wir haben alles gemacht, wobei die Quantität nicht immer maßgebend sein darf, zum Beispiel Verdi-Werke gesungen und Musical-Songs umgesetzt, auch das gesellige Liedgut durfte nicht fehlen.

Wo liegen heutzutage die Schwierigkeiten bei Männerchören?

Kappenstein: Es kommen keine Sänger mehr nach im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, das ist das vorwiegende Problem bei Gesangvereinen. Die jungen Leute wollen sich nicht fest binden an Chorproben und Auftritte. Unsere Chöre überaltern recht schnell, es singen fast nur noch Männer im Rentenalter mit. Da müssten die Chorgemeinschaften im Hinblick auf die Zukunft mehr Werbung beim Nachwuchs betreiben.

Hand aufs Herz, was können Sie bei Ihrer Chorleitertätigkeit überhaupt nicht ab - worüber können Sie eher hinwegsehen?

Kappenstein: Was mich furchtbar aufregt, ist Unpünktlichkeit. Wenn es 20 Uhr heißt, dann heißt es nicht 20.15 Uhr, oder es ärgert mich maßlos, wenn Konzerttermine seit langem festliegen und dann nicht eingehalten werden. Es gibt nur wenige Termine übers Jahr, da muss jeder singfähig sein. Ich kann da über gar nichts hinwegsehen - wenn nicht mindestens die Hälfte der Sänger in der Singstunde auftaucht, fällt bei mir die ganze Probe flach. Da bin ich rigoros.

Was erwartet die Besucher beim Jubiläumskonzert in der Kurpfalzhalle?

Kappenstein: Ein kompletter Querschnitt durch die vielfältige Chorliteratur, die wir in den vergangenen 25 Jahren erarbeitet haben, mit einem konzertanten ersten Teil und getragener Literatur, mit englischen Titeln mit Keyboard-Begleitung, einem zweiten A-cappella-Teil mit Klassikern wie "In einem kühlen Grunde" und zum Abschluss bendlieder mit Gitarrenbegleitung als besinnlicher Ausklang.
© Schwetzinger Zeitung, Samstag, 24.10.2009
Schwetzinger Zeitung, Freitag, 15.04.2016

SÄNGERBUND LIEDERKRANZ DAS JÜNGSTE MITGLIED DES MÄNNERGESANGVEREINS IST ERST 13 JAHRE / SEBASTIAN KRAUSE BEGEISTERT SICH FÜR KIRCHENLIEDER UND AUCH FÜR SCHLAGER

"Die Fanta nach der Probe gibt's gratis"
von Anette Zietsch

Das Alter der Mitglieder von Männergesangvereinen liegt tendenziell eher höher. Für Teenager ist so ein Chor deshalb nicht besonders attraktiv. Sebastian Krause versteht das nicht. 
Der aufgeweckte Schüler besucht die siebte Klasse im Hebel-Gymnasium. Seine Lieblingsfächer sind Geschichte, Französisch und Sport. Er liest gerne, im Moment Harry Potter. Vor allem aber ist er ein leidenschaftlicher Musiker.

Seinem Hobby geht er unter anderem beim Sängerbund Liederkranz nach. Dort singt der 13-Jährige seit einem halben Jahr zusammen mit 70 Sängern. Der älteste ist über 80 Jahre, der zweitjüngste Ende 30.
Am Samstag, 16. April, 19.30 Uhr, steht Sebastian auf der Bühne in der Kurpfalzhalle mit "seinem" Chor, der wiederum Teil eines Benefizkonzerts ist.

Zum Männergesangverein kam Sebastian über seinen Vater Werner. Der ist seit zwei Jahren aktiver Liederkränzler. "Ich habe bei einem Konzert zugehört und erlebt, wie gut die sind. Es hat mir gefallen." Sein Vater hat ihn dann mal zu einer Probe mitgenommen. Und seitdem verstärkt er die Tenorstimmen.

"Ein toller Dirigent"
"Wir haben ziemlich viel Spaß und lachen ganz oft", erzählt der junge Mann im Gespräch mit unserer Zeitung. "Fritz Kappenstein ist ein toller Dirigent und immer gut drauf. Aber er achtet auch auf Disziplin."
Der Altersunterschied zu seinen Sangeskollegen macht ihm nichts aus, er genießt seinen Status als Nesthäkchen. Und die Älteren amüsieren sich. "Die haben mich total nett aufgenommen", freut sich der Schüler. Der Vorsitzende Dr. Karl Claßen habe ihn vorgestellt als "unser neues Mitglied, und alle haben geklatscht", ist er begeistert von der Herzlichkeit.

Aber auch von der Geselligkeit nach den Übungsstunden: "Freitagabends ist immer Probe, und wenn jemand Geburtstag hat, gibt's danach Pizza", erzählt Sebastian, "die Fanta ist umsonst für Mitglieder unter 18 Jahre, hat Karl Claßen gesagt." Doch nach einem Getränk ist meist Schluss für den Teenager, dann holt ihn Mutter Ulrike ab.

Die fördert das musikalische Talent ihres Sohnes - ganz ohne Druck. Die Initiative kommt von Sebastian selbst. "Er schnipst mit den Fingern, summt und singt, wenn er von der Schule nach Hause kommt. Das hilft ihm beim Stressabbau, er ist ein ausgeglichener Teenager", ist Ulrike Krause froh über sein Hobby.
Sebastian besucht im Hebel-Gymnasium eine spezielle Gesangsklasse, die aber Ende des Schuljahres aufgelöst wird. Dann bleibt immer noch die Stimmbildung bei Elena Spitzner. Und so ganz nebenbei spielt er noch Saxofon in der Big Band seiner Schule. Es gibt die Möglichkeit, ein Musikinternat zu besuchen, doch das möchte der Junge nicht: "Die sind alle so weit weg von zu Hause."

Krauses sind musikalisch
Musik liegt im Blut der Krauses. Bruder Valentin hat Trompete gelernt wie der Vater, Mutter Ulrike spielt Akkordeon und Gitarre. Früh geprägt wurde Sebastian aber auch im Kinderchor der katholischen Kirche, im Peter-Gieser-Kindergarten und an der Friedrich-Ebert-Grundschule. Dort besuchte er die Theater- und die Lollipop-AG.

Beim Weihnachtskonzert hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt mit dem Sängerbund, jetzt am Samstag den zweiten. Dann wird er erstmals auch die offizielle Auftrittskleidung des Oftersheimer Männerchors tragen: schwarze Hose, silberne Krawatte und rotes Jackett. "Da habe ich schon ein bisschen Lampenfieber, weil das Publikum gleich erkennt, dass ich jetzt richtig dazugehöre", ist er nervös und gleichzeitig auch stolz.

Der Liederkranz wird bei dem Benefizkonzert unter anderem zwei Lieder von Udo Jürgens singen. Den mag Sebastian ganz gern. Aber auch die "Toten Hosen" hört er gerne - und laut - und Namikas "Lieblingsmensch".

Vielseitig und anspruchsvoll
Er lässt sich nicht gerne auf eine Musikrichtung festlegen. Das hat er mit dem Repertoire "seines" Chores gemeinsam. Und gerade das findet der 13-Jährige gut: "Wir singen Kirchenlieder, Volkslieder, Filmlieder, Musicals und Schlagersongs. Gerade die älteren Stücke gefallen mir. Die Mischung ist gut - vielseitig und anspruchsvoll."

Zum Chorgesang gehört aber auch der regelmäßige Probenbesuch. Den durfte er einmal schwänzen, weil im Fernsehen "My Toys" kam. "Ich habe ihm aber klar gemacht, dass das die Ausnahme bleiben muss", ermahnt Mutter Ulrike ihren Sohn. "Aber freitags kommen immer so schöne Disney-Filme", bedauert Sebastian - ein ganz normaler Teenager.
© Schwetzinger Zeitung, Freitag, 15.04.2016

Schwetzinger Zeitung, 2013 und 2015

MITTEN IM LEBEN (TEIL 9) PETER PREISSLER IST STÄNDIG AUF DEN BEINEN, UM ANDEREN MENSCHEN ZU HELFEN / SEIT ÜBER ZEHN JAHREN UNTERRICHTET ER EHRENAMTLICH IM COMPUTERTREFF

"Moderne Technik ist kein Hexenwerk"
von Carina Troll

Er lehrt nicht nur seit über zehn Jahren im Computertreff der Gemeinde, auch am heimischen Computer ist Peter Preißler aktiv, etwa beim Filmschnitt.
Nein, eigentlich wolle er nicht im Mittelpunkt stehen, nicht Teil dieser Serie werden, offenbart Peter Preißler gleich zu Beginn unseres Treffens. 
Diese Bescheidenheit ehrt ihn, doch hat der 78-Jährige es wahrlich verdient, dass auf sein Engagement hingewiesen wird. Seine Wohltaten sind auch auf dem Rathaus bekannt, so dass von dort der Vorschlag kam, doch einmal über den gebürtigen Mannheimer zu berichten.
Und der hat viel zu erzählen, denn seine Tage sind prall gefüllt mit Aktionen. 
Da ist zum einen der Computertreff "Mensch und Maus", eine Kooperation zwischen der Gemeinde und der Volkshochschule, während dem jeder Bürger sich in Sachen Computer und Programme fit machen kann. Als Lehrer mit an Bord ist Preißler - schon seit über zehn Jahren.

Immer auf dem neuen Stand
"Ich habe eine besondere Methode, ganz simpel", sagt er und holt sein Skript herbei, das die einzelnen Arbeitsschritte, etwa in Word, ausführlich beschreibt, verständlich für jeden, "meine älteste Schülerin war 82 Jahre". 
Den Menschen den Umgang mit Computer zu lehren, ein Verständnis herzustellen, ist das Ziel des Rentners. 1982 nahm er an seinem Arbeitsplatz den ersten Commodore in Betrieb und hat sich seither immer auf den neuen Stand gebracht, die nächsten Geräte gekauft und studiert. 
"Wenn ich im Ruhestand bin, bringe ich das den Menschen bei", erklärt Preißler seine Idee, die er bereits hatte, als er noch Raffinieren baute. Und genau das tut er, im Computertreff und privat für fast jeden, der ihn fragt. "Das ist mir nicht zu viel, ich freue mich, wenn ich helfen kann." 

Die Gemeindeverwaltung weiß das zu würdigen und hat den engagierten Ruheständler beim Neujahrs-empfang mit der Bürgerplakette in Bronze ausgezeichnet.

Ebenso beweglich wie seine Finger über die Computertastatur huschen, sind auch die Beine. Dreimal in der Woche geht Preißler laufen. Zehn Kilometer legt der 78-Jährige mit seinen Laufkollegen dreimal die Woche zurück. 
"Ich hätte den Stress sonst nicht bewältigen können", meint Preißler mit Blick zurück auf sein Berufsleben. Seit 40 Jahren läuft er über Felder und Wiesen bei jedem Wetter, Ausreden gibt es nicht.

Dasselbe gilt auch für die Singstunde am Freitagabend, wo er sich mit seinen Freunden vom Sängerbund Liederkranz trifft, für die er gerade noch nebenbei die nächste Reise organisiert. 
Nebenbei, wenn er mit seiner Frau nicht gerade in einem Gesundheits-Fitnessstudio seinen Körper in Schwung und den Rücken geschmeidig hält, schwingt er Hammer und Bohrmaschine. 
"Was soll denn eine Witwe machen, wenn eine Lampe kaputt ist?", fragt Preißler, ganz Gentleman, und hilft gern Freunden und Bekannten, verlegt auch schon einmal die Elektrik im Bad - alles unentgeltlich, versteht sich.
"Heute würde man sagen, er ist ein Workaholic", beschreibt Ehefrau Rösl (77) den Umtrieb ihres Mannes. Wird ihm das nicht zu viel, ständig auf den Beinen zu sein? 
Ein klares "Nein" ertönt. "Wenn meine Schüler begeistert sind, weil sie den Computer besser verstehen, ist das für mich wie Urlaub", sagt Preißler, guckt zufrieden drein.
 Der Oftersheimer scheint einen erfüllten Ruhestand zu leben. "Es ist schön, gebraucht zu werden", bringt er es auf den Punkt.
© Schwetzinger Zeitung, Donnerstag, 19.09.2013



PORTRÄT LEITER DES COMPUTERTREFFS "MENSCH UND MAUS" FEIERT HEUTE SEINEN 80. GEBURTSTAG

"Am PC macht Peter Preißler keiner was vor"
von Svenja Fischer

Der Computer ist eines der wichtigsten Hilfsmittel im Leben von Peter Preißler. Am heimischen PC probiert er die Software und Betriebssysteme aus, deren Umgang er Oftersheimern im Computertreff "Mensch und Maus" beibringt.
Das Smartphone in der Hosentasche, der Bluetooth-Lautsprecher auf dem Wohnzimmertisch, das Tablet griffbereit. Der PC von Peter Preißler hat einen Ehrenplatz im Computer-Zimmer. 

Wer bei dieser Beschreibung an einen technikaffinen Teenager denkt, irrt jedoch. Heute feiert der Oftersheimer seinen 80. Geburtstag und bringt noch immer regelmäßig "Mensch und Maus" im gleich-namigen Computertreff unter der Bücherei zusammen.

Word, Excel und das Windows-Betriebssystem. Briefe formatieren, Haushaltspläne erstellen, Bilder in Texte einfügen - all das lehrt Preißler seinen Schülern seit zwölf Jahren ehrenamtlich. 

In der Regel besuchen sechs Kursteilnehmer die Stunden. "Damit ich auf jeden individuell eingehen kann", erklärt er. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt seine Schüler sind: "Meine jüngste Teilnehmerin ist 30, die älteste 84 Jahre!" 

Hauptsächlich besuchen Frauen den Unterricht. "Viele von ihnen suchen Arbeit und das ist ohne PC-Kenntnisse heute ausgeschlossen", sagt Preißler. 
Er habe festgestellt, dass ältere Leute generell mehr Angst vor technischen Neuerungen hätten. "Hauptsächlich die Männer", sagt er. 
Vor Neuem hat er selbst keine Angst. Im Gegenteil: "Der Kursraum bekommt bald neue PCs!", erzählt er aufgeregt. Am Handbuch für Windows 10 arbeitet er schon eifrig. 
Diese Leidenschaft an seine Schüler weiterzugeben sei das Schönste für ihn, sagt er und zeigt stolz ein buntes Kissen, das ihm eine ehemalige Teilnehmerin genäht hat. 

"Das Wichtigste ist mir einfach, dass die Leute zufrieden sind und etwas lernen."

ZUR PERSON:
Peter Preißler ist bei vielen Vereinen ein engagiertes Mitglied. 

Von 1979 bis 1991 war er Vorsitzender des Skiclubs. 

Zudem ist er aktiver Sänger beim Sängerbund-Liederkranz und dort Stimmenbetreuer, 

Mitglied im Alpenverein und begeisterter Hochgebirgswanderer und Skifahrer.

Schon 26 Mal legte er das Goldene Sportabzeichen ab.

Der 80-Jährige lehrt seit über zehn Jahren im Computertreff "Mensch und Maus". 

Große Begeisterung für Technik
Auch für sein "großes Fest" am morgigen Samstag hat er 48 Tischkarten selbst designt und gedruckt. 
"Von jeder Lebensstation habe ich Menschen eingeladen", freut sich Preißler. 

Aus dem Skiclub, dem Gesangsverein oder die Cousins, mit denen er als Kind, während des Krieges, die Süßigkeitenrationen teilte. Nicht zuletzt Tochter und Enkelin. 
"Von Carolin kann auch ich noch viel lernen", findet Preißler. "Wie schnell sie auf dem Handy schreiben kann, beeindruckt mich immer wieder."

Die Begeisterung für die Technik lässt sich aber auch in anderen Bereichen seines Lebens wiederfinden: Preißler nimmt Filme und Fotos auf und bearbeitet sie, digitalisiert Dias und Schallplatten, brennt Gesangsübungs-CDs für den Sängerbund-Liederkranz. 
"Auch die Musik spielt eine große Rolle für mich", sagt Preißler, der selbst Mitglied und im Vorstand beim Liederkranz und dem Chorverband Schwetzingen ist. 
Zum Singen brachte ihn sein Schwiegervater - indirekt.

Mit 15 Jahren hatte er Ehefrau Rösl Preißler in der katholischen Jugend kennengelernt. "Ihr Vater war Vorstand im Gesangverein", erinnert er sich und sagt lachend: "Um sie zu bekommen, musste ich also auch beitreten." 
Nach 63 Jahren, fünf Monaten und einem Tag Beziehung - eine App auf Preißlers Smartphone macht diese genaue Bestimmung möglich - sagt er: "Das Allerschönste ist es, mit jemandem zusammen durchs Leben zu gehen."
Wahlweise auch zu walken oder zu joggen. 
Dreimal die Woche läuft Preißler zehn Kilometer, seine Frau lässt es beim Walken ruhiger angehen. 
Den Wald direkt vor der Tür, sei der Freizeitwert des Ortes ideal. "Es gibt nur ein Deutschland für mich", scherzt Preißler. "Oftersheim!" 
Groß geworden ist er in Neckarau. Nach mehreren Umzügen innerhalb der Region fassten er und Frau Rösl 1971 Fuß in Oftersheim. 
"Hier sind wir einfach daheim", sind sie sich einig.

"Von schweren Schicksalsschlägen sind wir verschont geblieben", sagt Preißler. 
Über die Jahre habe er viel gelernt und das Wichtigste sei wohl eine positive Lebenseinstellung. 
"Sonst kommt nichts dabei raus", sagt er. Letztendlich, so betont er, würde er nichts anders machen.

Auch für die Zukunft plant das Ehepaar noch lange nicht zur Ruhe zu kommen: "Längere Flugreisen schaffen wir zwar nicht mehr, aber ein Inselhopping durch die Balearen steht ganz oben auf der Liste." 

Auch das Faschingstanzen bei der Germania hält die beiden auf Trab. 
Sogleich zieht Preißler sein Smartphone hervor, um die Fotos der letzten Party zu zeigen: Auch als Piratenpaar machen beide eine gute Figur. 
Preißler sagt lachend: "Man sieht, ich beschäftige mich in meinem Leben doch nicht nur mit dem Computer!"
© Schwetzinger Zeitung, Freitag, 06.03.2015

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